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Termine

Zeichen von Protest und Solidarität am Margaretenkirchturm

Regenbogenfahnen am Turm der Margaretakirche

Entrüstung, Kränkung, Wut, Verletzung, Sprachlosigkeit oder die Aussage, dass die Zeit jetzt wirklich reif sei, aus der katholischen Kirche auszutreten, waren nur einige Reaktionen der Menschen auf dem Wochenmarkt und auf dem Weg zur 10-Minutenandacht in der Margaretakirche am letzten Freitagvormittag.

Die römische Entscheidung, gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht zu segnen, da diese nicht dem Göttlichen Willen entsprächen und daher nicht gesegnet werden könnten, sorgte in vielerlei Hinsicht für herbe Kritik.  

“Wie kann man nur spirituelle Bedürfnisse von Menschen so mit Füßen treten?” äußert sich eine in vielen Bezügen engagierte Katholikin.

Es dauerte nur eine kurze Zeit, bis am Kirchort Margareta entschieden war, sich dem bundesweiten Protest von Kirchenreformgruppen, Verbänden, kirchlichen Gremien, Seelsorgerinnen und Seelsorgern anzuschließen und bunte Fahnen am Kirchturm aufzuhängen, wo sie sonst nur bei besonderen Festen hängen.  

Die Messdienerleiterrunde bemalte eine Regenbogenfahne mit ihrer „Messdienermaus“ und hängte sie gut nach außen sichtbar im Messdienerraum auf. „Die Kirche segnet alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Warum wird es verboten, Menschen zu segnen, die sich lieben?“ fasst ein Leiter den damit verbundenen Protest in Worte.   

Die Starrheit und die Strenge sind kein Geschenk Gottes. Die Milde: ja! die Güte: ja! das Wohlwollen: ja! Die Vergebung: ja! Aber Starrheit: nein!“ (Papst Franziskus)

Die auch am Kirchort sehr aktive Kirchenreformgruppe Maria 2.0 stellt sich mit großen Unverständnis die Frage, wie dieser Satz mit der Verlautbarung der Glaubenskongregation zusammenpasst.  

Die vor Ort tätigen Seelsorgerinnen und Seelsorger sind mit dem Wormser Dompropst Tobias Schäfer fassungslos: „Ich glaube nicht, das Schwule, Lesben, Transgender sündige Menschen sind. Sie sind von Gott geliebt wie jeder liebende Mensch. Und stehen unter Gottes Segen […] Den Segen Gottes zu spenden, wer immer ihn braucht, erbittet und ersehnt: das kann und werde ich niemandem verweigern.“

In Gesprächen ist es gelungen, Austrittswillige zu einem Überdenken ihrer Entscheidung zu bewegen. Nicht dass es schon unangenehm ist, solche Gespräche zu führen. Mehr noch: Die Verlautbarung der Glaubenskongregation ist der Lebenswirklichkeit entfremdet, steht nicht im Einklang mit theologisch wissenschaftlichen Erkenntnissen und ist menschenverachtend formuliert. In diesem Spannungsfeld wird es selbst für die vielen in Margareta engagierten Menschen immer schwieriger, überzeugend katholische Kirche vor Ort zu sein.

Richtung Rom schicken wir mit dem derzeit herrschenden meteorologischen Winterhoch „Margarethe“ die eisig formulierte Frage: „Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da angerichtet habt?“

Mut machend ist, dass Jung und Alt am Kirchort, das Seelsorgeteam und mit einem einstimmigen Votum auch der Kirchenvorstand hinter dem Protest stehen: So zeigen wir gemeinsam mit den bunten Flaggen am Kirchturm, dass wir weiterhin für alle Menschen vorbehaltlos und in jeder Lebenslage da sind, sie segnen und ihnen damit im lateinischen Wortsinn „Gutes sagen“.

Text: Bernd Lenkeit
Fotos: Dominik Felden

Ein Tisch in der Margaretakirche mit gemeinsam gesammelten Informationstexten (zu erkennen an der Regenbogenfahne) lädt dazu ein, sich weiter über Hintergründe zu informieren.